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March-Thaya-Auen

Ein Geheimtipp für Genießer und Naturfreunde liegt im nordöstlichen Österreich, eine Autostunde von Brno entfernt: die March-Thaya-Auen. Die Region bezaubert durch eine Landschaft reich an Kontrasten: sanfte, sonnige Weinhügel und eines der faszinierendsten Augebiete Mitteleuropas. Es gibt viel zu entdecken und zu genießen.

Die bemerkenswerte Fauna und Flora ist immer wieder Anziehungspunkt für naturbegeisterte Wanderer, Radfahrer und Kanufahrer. Pannonisches Klima, sonnige Lösshügel und der Morgennebel von der Au schaffen die idealen Voraussetzungen für das Gedeihen exzellenter Weine. Viele gemütliche Heurige und idyllische Kellergassen laden zum Verweilen und Verkosten von Wein und regionalem guten Essen ein. Die Region ist aber auch geschichtlich interessant. Schon in der Urzeit waren die March-Thaya-Auen ein begehrter Lebensraum. Durch die wichtige Nord-Süd-Verbindung der Bernsteinstraße entstanden hier auch wichtige Handelszentren. Im Mittelalter fand zwischen Dürnkrut und Jedenspeigen eine große Ritterschlacht statt. Am 26. August 1278 besiegte Rudolf I. von Habsburg den Böhmenkönig Ottokar II. Ein gerne besuchter Gedenkstein zwischen Jedenspeigen und Dürnkrut erinnert an diese Schlacht.

Wenn Sie Lust haben, die March-Thaya-Auen zu besuchen, informieren wir Sie gerne über Angebote wie z.B. Naturführungen, Radrouten, Museen, Birdwatching, Vogelberingung (www.auring.at), Kanu-Verleihe, Kellergassenführungen, Schlossbesichtigungen in Dürnkrut und Jedenspeigen, Reitmöglichkeiten, Weinmuseum, Schwimmbäder, Weinseminare, Feste und Veranstaltungen Regionalverband March-Thaya-Auen, Rathausplatz 1, 2273 Hohenau an der March,  www.marchthayaauen.at oder Tel. +43 660 3116153

Fließende Grenzen, fließende Kulturen

Au_mit_Schwan copyright RV March-Thaya-Auen


Selbst zu Zeiten der Habsburgermonarchie galten March und Thaya ab 1526 als administrative Grenzen zwischen Ländern innerhalb der Monarchie. Slowaken, Tschechen und Deutschsprachige lebten jahrhundertelang mit- und nebeneinander entlang der Auenlandschaften. Sprachen und Kulturen der verschiedenen Volksgruppen standen in regem Austausch. Die Verkehrsverbindung zwischen Hohenau an der March (Österreich) und Moravský Svätý Ján (Slowakei) z.B. besteht seit dem 8. Jahrhundert.

Da Auen ein stark dynamisches wechselhaftes System sind, verschoben sich die Grenzen auf natürliche Weise immer wieder. Als die Habsburgermonarchie 1918 als Folge des Ersten Weltkriegs zusammenbrach, trafen sich mit der Tschechoslowakei und Österreich zwei Staaten an March und Thaya, die strikte Grenzen verlangten.

Fließende Sprachen:

Noch heute sind Zeugnisse dieses engen Kontakts in den Sprachen dokumentiert: „Záhoráci“, der Dialekt der slowakischen Region Záhorie erinnert stark an das Tschechische Mährens und enthält zahlreiche deutsche Lehnwörter wie „erdeple“ (von „Erdäpfel“) und „fešak“ (von „fesch“). Umgekehrt ebenso: In Hohenau (Österreich) etwa, das heute eine mehrheitlich deutschsprachige Gemeinde ist, war bis ins 19. Jahrhundert hinein Slowakisch Umgangssprache. Familiennamen und ein eigener Akzent des Deutschen jenseits von Dialekten Wiens und des Weinviertels deuten auf die slawischen Ursprünge hin.

Fotos unten: Kunsthandwerk typisch für die Grenzregion, aber auch die Speisen, die heute noch "hüben und drüben" verbinden: z.B. köstliche "Lokse" (dünne Erdäpfelflecken) süß oder salzig gefüllt, hier mit Powidl und Mohn.


Altes Kunsthandwerk Drahtbinderei copyright RV March-Thaya-Auen 


Lokse gefüllt mit Powidl und Mohn (c) Ruth Trinkler 

Regulierte Auen als Eiserner Vorhang 

Wie in ganz Europa wurden nach dem Zweiten Weltkrieg zwischen Ost und West die Grenzen stark verschärft, um im Zuge des Kalten Krieges den „kapitalistischen Westen“ und den „kommunistischen Osten“ voneinander zu trennen. Mehrere Stacheldrahtzäune, bis zu zwei Meter hoch und unter Starkstrom, und unzählige Grenzsoldaten verhinderten fortan kulturellen Austausch zwischen den Ländern.

Unter dem Druck, klare Grenzen gegeneinander verteidigen zu können, wurde die Natur umgestaltet: Man begradigte die March und baute bis 1964 Vorkehrungen gegen Hochwasser. Damit gingen sowohl die natürlichen Mäander als auch die Überflutungsdynamik der Auen verloren – und damit einhergehend wichtige Aspekte von Ökologie und Biodiversität des Gebietes. Während die gewaltigen Überschwemmungsgebiete vormals Durchmesser bis zu sechs Kilometer und mehr aufwiesen, haben sie seit den Umbaumaßnahmen nur noch Raum bis zu drei Kilometern – und mit ihnen auch Flora und Fauna nur noch die Hälfte ihres ursprünglichen Einzugsraums.

Durch die Baumaßnahmen entstanden zahlreiche neue Wiesen. Die allermeisten wurden landwirtschaftlich genutzt und waren so unzugänglich für die zahlreichen Tier- und Pflanzenarten, die für Auen charakteristisch sind.

Grünes Band zwischen drei Ländern

Und doch gehören die March-Thaya-Auen heute zu den naturreichsten Gebieten Mitteleuropas. Weil die Flüsse und Auen jahrzehntelang nicht von Menschen betreten werden durften, konnten sie weiterhin ein wertvollen Lebensraum mit einer hohen Biodiversität und einer hohen Naturnähe bleiben. Sie wurden beispielsweise ein Rückzugsort für Vögel. Die March-Thaya-Auen gehören zum „Grünen Band“ Europas – einem naturnahen Streifen durch ganz Europa entlang der ehemaligen Grenzen zwischen Ost und West.

Seit der Öffnung der Grenzen im Jahr 1989 und noch mehr seit dem Beitritt Tschechiens und der Slowakei zur Europäischen Union im Jahr 2004 ist es den Menschen entlang der Grenzen – den Menschen entlang der Auen – wieder möglich, sich zu verständigen, sich auszutauschen und einander zu schätzen.

Brücke Hohenau March copyright Ruth Trinkler